Anfrage im Dadina-Fahrgastbeirat vom 23.02.23:
Bewertungskriterien für Odenwaldbahn-Ertüchtigung, Bahnsteiglängen und deren Kompatibilität mit den Zielen der Bundesregierung für Personenverkehr und Güterverkehr bis 2030.

Vorbemerkung des Fragestellers – diese bitte dem Vorstand und ggf. dem RMV mitgeben:

Der RMV lehnt 2022/23 die zweigleisigen Abschnitte Hainstadt – Seligenstadt und Langstadt – Klein-Umstadt ab (siehe Sachstand Anträge 16_I), und begründet das mit „einer gemeinsamen Studie von RMV und lokalen Aufgabenträgern aufgrund der damit verbundenen hohen Investitionskosten gesamtwirtschaftlich nicht tragfähig und damit nicht förderfähig“. Folge der RMV-Weigerung sind (wie 2023) dauerhaft einstündige, unproduktive Standzeiten von RE 85 in Babenhausen oder nicht erreichte RE-80-Anschlüsse in Wiebelsbach.

Nach Kenntnis des Fragestellers wurde die „gemeinsame Studie zur Odenwaldbahn und Gersprenztalbahn“ 2019/20 erstellt. Jedoch sind deren Grundlagen 2023 überholt und erfordern eine Neubewertung und weitere Ertüchtigungen:

Das Klima-Urteil des Verfassungsgerichts von 2021 erfordert darüber hinausgehende Verlagerungsmaßnahmen.

Die Bundesregierung hat angekündigt, den Schienenanteil am Güterverkehr von (2020) 18 % auf (2030) 25 % zu erhöhen (bei wachsendem Gesamtgüterverkehr). Derzeit beträgt im Bereich der Odenwaldbahn der Anteil der Schiene null Prozent (2023 keine Güterzüge). Auf den zweigleisig-elektrifizierten Strecken ist bis 2030, auch aufgrund der schon hohen Auslastung, nur noch eine geringe absolute Erhöhung möglich, zudem sind ertüchtigende Baustellen auf diesen Strecken bis 2030 nur schwer unterzubringen.

Ebenso hat die Bundesregierung erklärt, die Anzahl der Bahnfahrgäste von 2020 bis 2030 verdoppeln zu wollen.  All diese Ziele müssen auch lokal erreicht werden, zuständig sind die Aufgabenträger.

Das für Mai 2023 angekündigte „Deutschlandticket“ wird – neben einer über bisherige Prognosen hinausgehenden Nachfragesteigerung – den Park-and-Ride-Tourismus an Tarifgrenzen wie in Wiebelsbach und Reinheim reduzieren und zu einer größeren Nachfrage nach Schienenverkehr auch in ländlichen geprägten Orten im Odenwaldkreis und Gersprenztal führen.

Bauliche Maßnahmen der „Erbacher Erklärung“ dürfen weitere Ertüchtigungen nicht erschweren, wenn z. B. verlängerte Bahnsteige, Schaltkästen o. ä. da gebaut werden sollen, wo 1870-82 die Vorväter Platz fürs zweite Streckengleis vorsahen.

Fragen:

1.       Kann mit den derzeit in Planung befindlichen Infrastrukturmaßnahmen („Erbacher Erklärung“) das von der Bundesregierung erklärte Ziel (Verdoppelung der Fahrgastzahlen bis 2030) auf der Odenwaldbahn erreicht werden?

2.       Wieviel Züge pro Stunde und Richtung sollen nach Ertüchtigung Mo-Fr tagsüber zwischen 9 und 15 Uhr zwischen Darmstadt Ost und Wiebelsbach verkehren?

3.       Welche Bahnsteiglängen werden beim geplanten Ausbau zugrunde gelegt? Bitte alle Stationen, auch im Odenwaldkreis und Kreis Offenbach mit geplanter Bahnsteignutzlänge aufführen.

4.       Welcher Stand (Datum, Versionsnummer) der NKU-Kriterien wurde für die 2020 veröffentlichte Studie, die der „Erbacher Erklärung 2020“ zugrunde liegt, angewandt?

5.       Wieviel und welche neuen Überarbeitungen der NKU-Kriterien wurden seit Erstellung der Studie veröffentlicht? Bitte alle seitdem veröffentlichten NKU-Kriterien-Überarbeitungen aufführen.

6.       Hat der RMV bei seiner 2022 gegebenen Antwort die neuen NKU-Kriterien berücksichtigt, und teilt der Dadina-Vorstand die Ansicht des RMV?

7.       Sieht der Dadina-Vorstand die Notwendigkeit, die Odenwaldbahn-Studie aufgrund der neuen Kriterien überarbeiten zu lassen, so wie es auch bei den Straßenbahn-Gutachten erfolgt?

8.       Wird der Dadina-Vorstand unabhängig von 7. die erwähnten zweigleisigen Odenwaldbahn-Abschnitte bei der für 2023 angekündigten Überarbeitung des „Deutschland-Takts“ anmelden?

9.       Sieht der Dadina-Vorstand aufgrund der Ziele der Bundesregierung (Steigerung Schienenanteil am Güterverkehr von 18 % auf 25 % bei steigendem Gesamtvolumen) die Notwendigkeit, auf der Odenwaldbahn auch Mo-Fr tagsüber Güterverkehr zu ermöglichen, welche Ausbaumaßnahmen (über die „Erbacher Erklärung“ hinaus) sieht der Dadina-Vorstand für sinnvoll und nötig, und welche Schritte gegenüber RMV, Landesregierung, Bundesregierung und Infrastrukturbetreiber wird der Dadina-Vorstand unternehmen?

 

Links:

Studie Odenwaldbahn 2019/20: https://www.dadina.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/2021/Projekte/Odenwaldbahn_2030/Machbarkeitsstudie_Odenwaldbahn_S._13.pdf

Studie Gersprenztalbahn 2019/20: https://www.dadina.de/fileadmin/user_upload/Gutachten_Gersprenztalbahn_gs.pdf

Steigerung Schiene am Güterverkehr auf 25 %: https://bmdv.bund.de/DE/Themen/Mobilitaet/Schiene/Schienengueterverkehr/schienengueterverkehr.html

Wachsender Güterverkehr: https://www.rnd.de/politik/volker-wissing-legt-im-koalitionsstreit-um-strassenausbau-neue-zahlen-vor-AOJRKFMAGRKRNPLU64BN2WTJHE.html

DB-Baustellen bis 2030: https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/bahn-generalsanierung-2030-100.html

Verdoppelung Fahrgastzahlen: https://www.lok-report.de/news/deutschland/verkehr/item/25272-verdoppelung-fahrgastzahlen-bei-schiene-wird-fuer-die-naechste-bundesregierung-erklaertes-ziel-bleiben.html und https://www.bundestag.de/presse/hib/818276-818276

PWC-Studie zu steigender Nachfrage auch im ländlichen Raum: https://www.pwc.de/de/pressemitteilungen/2022/49-euro-ticket-insgesamt-grosses-nachfragepotenzial-laesst-eine-spuerbare-veraenderung-des-mobilitaetsverhaltens-in-deutschland-erwarten.html

Erbacher Erklärung: http://www.zughalt.de/2020/07/massnahmenpaket-fuer-die-odenwaldbahn/

 

Auszug: Stand Anträge FBR, Februar 2023

 

Uwe Schuchmann

Vertreter des DGB DaDi im Dadina-Fahrgastbeirat, 23.02.23