Pressemitteilung des Dadina-Fahrgastbeirates vom 08.12.23

Fahrgastbeirat: Bus und Bahn müssen bis 2030 deutlich wachsen – fürs Klima muss ÖPNV „echte Alternative zum Auto werden“ – Landtagsabgeordnete müssen Kürzungen abwenden

DARMSTADT-DIEBURG, 08.12.23

Zu einer dauerhaften Sicherung und deutlichem Ausbau des Linienbus- und Eisenbahnverkehrs hat der Dadina-Fahrgastbeirat die Politik im Kreis und in Hessen aufgefordert. Das im „Darmstädter Echo“ vom 01.12.23 angedrohte „Frühe Aus für den Dadiliner“ und Überlegungen des ÖPNV-Dezernenten und Ersten Kreisbeigeordneten Lutz Köhler (CDU) zu angeblichen „Geisterbussen“ und „Senkung der Standards, in etwa der Frequenz des ÖPNV in Tagesrandzeiten“ am 06.12.23 weist der Fahrgastbeirat zurück.

Schon das heutige ÖPNV-Angebot sieht der Fahrgastbeirat als nicht ausreichend an. Der Dadiliner fährt genau da nicht, wo er besonders dringend gebraucht wird: in Fischbachtal, Modautal, Otzberg, Groß-Umstadt. Derzeit erarbeitet der Fahrgastbeirat ein eigenes „Anforderungsprofil“ für den Nahverkehrsplan 2025-2029, den die Dadina in Auftrag geben will. Schon bei einer vorherigen Sitzung kam von einer Fahrgastvertreterin der Hinweis, dass „ein Zweistundentakt, wie er derzeit vor allem im östlichen Landkreis am Wochenende gefahren wird, kein wirklicher Takt ist“. Dass der ÖPNV-Dezernent einerseits von „Geisterbussen“ spricht und andererseits der finanziell klamme Landkreis die Verbreiterung der B 45 vorfinanziert, sieht der Beirat als eklatanten Widerspruch: Ein gutes ÖPNV-Angebot wird auch in ländlich geprägten Räumen angenommen, dazu gehört mindestens ein täglicher Stundentakt, der deutlich mehr Menschen anzieht. Heutige Linienbusse durch einen anmeldepflichtigen Dadiliner zu ersetzen hebt die Hemmschwelle bei ÖPNV-Nutzung und treibt die Menschen ins Auto. In ÖPNV-Rankings werden daher i. d. R. anmeldepflichtige Verkehre nicht gewertet. Der gesamte Kreis Darmstadt-Dieburg gehört zur Metropolregion Rhein Main (Landesentwicklungsplan 2020) und braucht einen deutlich dichteren ÖPNV als heute.

Nach Kenntnis des Fahrgastbeirates sind sowohl Lutz Köhler als auch Landrat Klaus-Peter Schellhaas (SPD) an den Koalitionsgesprächen zur Landesregierung beteiligt. Der Fahrgastbeirat fordert beide sowie die (künftigen) Landtagsabgeordneten Heike Hofmann, Bijan Kaffenberger (beide SPD), Manfred Pentz, Peter Franz und Maximilian Schimmel (diese drei CDU) auf, die im Sondierungspapier festgelegte Steigerung der originären ÖPNV-Landesmittel zu gewährleisten und damit dem Landkreis eine angebotsorientierte ÖPNV-Bedienung zu sichern, die in allen Orten ab 1.000 Einwohner eine echte Alternative zum Auto darstellt. Die von Köhler im Darmstädter Echo vom 06.12.23 angekündigte Senkung der Standards, „etwa in der Frequenz des ÖPNV in Tagesrandzeiten“, benachteiligt nach Ansicht des Fahrgastbeirates die bei Spritpreisen gern bemühte „alleinerziehende Krankenschwester auf dem Land“, der Möglichkeiten zur ÖPNV-Nutzung so genommen würden.

Alle genannten Abgeordneten sind auch in kommunalen Parlamenten, Kreistag oder Dadina aktiv und kennen die Lage. So wie die Bundesregierung eine Verdoppelung der Verkehrsleistung im Eisenbahnverkehr bis 2030 verspricht, muss entsprechend auch der Bahn- und Busfahrplan im Kreis bis dahin deutlich anwachsen. Nur so kann der Landkreis seinen Beitrag zu den verbindlichen Klimazielen bis 2030 leisten. Bis zur Halbzeit seiner Wahlperiode hat der Fahrgastbeirat der Kreispolitik schon etliche Hinweise gegeben und unterstützt auch das Konzept eines täglichen Halbstundentakts mit Buslinien rund um Groß-Umstadt.

Die zukünftige Landesregierung sollte endlich mit den beiden zuständigen FDP Bundesministern Wissing und Lindner die Abschaffung umweltschädlicher Steuervorteile und Subventionen erörtern. Mit den eingesparten Steuerrückzahlungen könnte durch eine dauerhafte Zweckgebundenheit ein ständiger Beitrag zur Verbesserung des ÖPNV erbracht werden.Leitseite

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